· | Niederbayern >> Mittwoch, 12. Februar 25
Callas: Sucht und SehnsuchtDas Publikum im Proli bleibt bis zum Ende des langen Abspanns sitzen. Hunderte Namen ziehen ĂŒber die Leinwand. Der Gefangenenchor aus Nabucco erklingt. Man muss weder Opernliebhaber noch Verehrer der Operndiva Maria Callas (1923â1977) sein, um von diesem Film tief berĂŒhrt zu werden. âIhre Versuche, die Stimme zurĂŒckzugewinnen, werden ihr den Tod bringenâ, prophezeit der Arzt. Maria Callas, die gröĂte Operndiva ihrer Zeit, verbringt ihre letzten Tage im Pariser Herbst des Jahres 1977. In Pablo LarraĂns Film "Maria" taucht der Zuschauer ein in eine Welt aus Erinnerung, Sehnsucht und Schmerz â eine filmische AnnĂ€herung, die mehr Halluzination als Biografie ist. Der chilenische Regisseur, bekannt fĂŒr seine ungewöhnlichen filmischen Biografien wie "Jackie" (Jackie Kennedy) und "Spencer" (Lady Diana), schlieĂt mit "Maria" seine Trilogie ĂŒber faszinierende Frauen des 20. Jahrhunderts ab. Angelina Jolie verkörpert die legendĂ€re SĂ€ngerin, die sich in ihrer Pariser Wohnung zunehmend in einer Mischung aus RealitĂ€t und Wahn verliert. Ihr einziger Halt: ihre HaushĂ€lterin Bruna (gespielt von Alba Rohrwacher) und ihr Butler und Chauffeur Ferruccio (Pierfrancesco Favino). Langsame Kamerafahrten, RĂŒckblenden in Schwarz-WeiĂ, Originalmaterial aus den 1950er-Jahren, verwoben mit harten Schnitten in die Filmgegenwart. Die 53-jĂ€hrige Callas hat ihre einst mĂ€chtige Stimme verloren. Doch die Sehnsucht nach Ruhm, Anerkennung und BĂŒhne lĂ€sst sie nicht los. Immer wieder halluziniert sie von einem Comeback, stellt sich vor, wie das Publikum sie umjubelt und das Orchester ihr zu FĂŒĂen liegt. Philharmoniker spielen im Regen, als wĂŒrde der Himmel ĂŒber die UnglĂŒckliche weinen. âMein Gott, die teuren Instrumenteâ, denkt sich der Betrachter. Die Kamera unterstreicht Callasâ Niedergang mit ĂŒberdeutlicher Symbolik. Ăberall liegt welkes Laub â auf den PlĂ€tzen, in den Alleen, vor den OpernhĂ€usern. Es wurde so groĂzĂŒgig verteilt, dass der herbstliche Boden manchmal ins KĂŒnstliche kippt. Denn die BĂ€ume im Hintergrund wirken fast zu grĂŒn. Callas wird als eine Frau gezeichnet, die nur noch in der Erinnerung strahlt. Angelina Jolie in ihrer stĂ€rksten Rolle. Zwischen Filmfigur und Original â es lĂ€sst sich kaum mehr unterscheiden.
Mandrax: Die Droge als Metapher Der Film zeigt Callas nicht nur als Opfer der Sucht, sondern auch als Gefangene ihres Ruhms und wie dieser einen Menschen verĂ€ndern kann. In einer der intensivsten Szenen des Films, einer der wenigen âlautenâ Momente, bricht Callas aus ihrer betĂ€ubten Melancholie aus. Sie hat sich privat mit einem Pianisten in ein verlassenes Theater zurĂŒckgezogen, um ihre Stimme wiederzufinden. Es sind intime, verzweifelte Momente. Da fĂ€ngt sie am Ausgang plötzlich ein Reporter ab. Er hĂ€lt ihr eine Tonkassette hin, auf der er ihre heimlichen Proben aufgenommen hat, und stellt sie zur Rede: Wie stelle sie sich ihr Comeback vor? Die sonst kontrollierte Callas explodiert. Wutentbrannt will sie ihm das Band aus der Hand reiĂen, schlĂ€gt um sich. Ihr Begleiter Ferruccio greift ein, stöĂt den Journalisten weg. Die Szene ist wohl eine Fiktion, aber sie soll noch einmal die alte, temperamentvolle Callas aufblitzen lassen â eine Frau, die einst auf der BĂŒhne mit eiserner Disziplin regierte und nun hilflos um ihre PrivatsphĂ€re und ihre WĂŒrde kĂ€mpft.
Onassis: Macht ohne Liebe Eine der eindringlichsten Szenen spielt wĂ€hrend des Geburtstags von John F. Kennedy. Der 19. Mai 1962 im Madison Square Garden in New York. 15.000 GĂ€ste. Die 39-jĂ€hrige Callas sang zwei Arien aus Bizets Carmen. Sie war zu dieser Zeit bereits mit Onassis liiert. Marilyn Monroe haucht ihr legendĂ€res "Happy Birthday, Mr. President", wĂ€hrend Onassis zuvor abfĂ€llig kommentiert, dass der PrĂ€sident wohl âoben mit Marilyn gefickt habeâ (so die wörtliche Formulierung im Film). SpĂ€ter sitzt Kennedy Maria Callas gegenĂŒber. Dieses Treffen ist historisch belegt. Sie mustert ihn, sagt nur: âSie sehen mĂŒde ausâ, dann bricht sie das GesprĂ€ch ab und verlĂ€sst ihn. Eine Szene, die zeigen soll, dass Callas sich lĂ€ngst von Machtspielen und oberflĂ€chlichem Glanz distanziert hat. Der Film feierte im August 2024 seine Weltpremiere bei den 81. Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Besonders gelobt wurden die Kameraarbeit von Edward Lachman, fĂŒr die der Film eine Oscar-Nominierung erhielt, und Angelina Jolies Darstellung, die ihr eine Golden-Globe-Nominierung als beste Schauspielerin einbrachte. Der Film streift auch die Jugend der Operndiva, die in Ă€rmlichen VerhĂ€ltnissen aufwuchs und ihre Mutter spĂ€ter verabscheute. Sie wurde als Kind griechischer Einwanderer in New York geboren. Mit Mutter und Schwester zog sie mit 14 zurĂŒck nach Athen. Dort wurde sie in den Kriegsjahren von der Mutter gedrĂ€ngt, fĂŒr Besatzungssoldaten zu singen, um Essen zu bekommen. Die Mutter soll sogar versucht haben, ihre Töchter zu prostituieren. "Maria" ist nichts fĂŒr Zuschauer, die schnelle Schnitte und einfache Antworten suchen. LarraĂns Film ist eine Erfahrung, die sich gegen das flackernde Bilderbombardement des Internets stellt. Er lĂ€uft nur im Kino und liefert etwas, das wir alle so nötig haben: Entschleunigung und erhabene Musik. âMusik gewinnt ihr Feuer im Schmerz und im Leidâ, sagt Callas einmal sinngemÀà im Film. Fröhlichkeit erzeuge nur OberflĂ€chliches. Zu sehen derzeit in den Promenadelichtspielen (Proli) Passau und in der Filmgalerie Bad FĂŒssing. hud
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