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Verkehrsunfall im April 2024 in Passau-Auerbach. (Foto: mediendenk)
Polizeistatistik

Stadtgebiet Passau: Weniger Tempo, weniger UnfÀlle

Die Zahl der VerkehrsunfĂ€lle in Stadt und Landkreis Passau ist 2024 deutlich gesunken – neue Faktoren verschieben das KrĂ€fteverhĂ€ltnis auf den Straßen. (Hier als Hörbeitrag).

Insgesamt registrierten die Polizeiinspektion Passau und die Polizeistation Tittling im vergangenen Jahr knapp 3.000 VerkehrsunfĂ€lle – rund zehn Prozent weniger als 2023. Auch bei den Verletzten ist ein RĂŒckgang zu verzeichnen: 474 Menschen wurden bei UnfĂ€llen verletzt (2023: 553), darunter 68 schwer. Die Zahl der Verkehrstoten blieb mit sechs auf einem Ă€hnlichen Niveau wie im Vorjahr.

AlkoholunfĂ€lle gehen zurĂŒck – Cannabis bleibt Fragezeichen

Besonders auffĂ€llig: Die Zahl der AlkoholunfĂ€lle sank von 44 auf 25. Im Stadtgebiet zeigt sich ein besonders starker RĂŒckgang: Nur noch 10 FĂ€lle wurden 2024 verzeichnet – das entspricht einem Minus von 60 Prozent im Vergleich zu 2023 (25 FĂ€lle). Es könnte auch damit zusammenhĂ€ngen: Die junge Generation konsumiert generell weniger Alkohol als die Ă€ltere, beispielsweise hat sich der Absatz von alkoholfreien Bieren im Vorjahr um fast zehn Prozent gesteigert. Ob das ein nachhaltiger Trend ist oder durch neue Substanzen kompensiert wird, bleibt offen. Auch die DrogenunfĂ€lle gingen leicht zurĂŒck (von sechs auf vier). Das erscheint zunĂ€chst erfreulich – doch die Polizei warnt vor neuen Herausforderungen: Seit der Legalisierung von Cannabis könnte sich das Konsumverhalten im Straßenverkehr verschieben. Mit 193 registrierten Fahrten unter Drogeneinfluss (Alkohol ausgeklammert) bleibt das Thema brisant.

Die Zahl der registrierten Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stieg auf 484 – rund 100 mehr als im Vorjahr. Ob sich tatsĂ€chlich mehr Menschen berauscht oder bekifft ans Steuer setzen, lĂ€sst sich nicht eindeutig sagen – denn seit der Cannabisfreigabe im April 2024 hat die Polizei ihre Kontrollen spĂŒrbar ausgeweitet. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat sich mehrfach kritisch zur Legalisierung geĂ€ußert. Er kĂŒndigte an, die Polizei werde verstĂ€rkte Kontrollen im Straßenverkehr durchfĂŒhren, insbesondere Drogenschnelltests. Konkret zum VerhĂ€ltnis: Etwa 60 Prozent der FĂ€lle (291) betrafen Alkohol, rund 40 Prozent (193) Drogen. Trotz gestiegener Aufmerksamkeit fĂŒr Cannabis bleibt Alkohol damit der hĂ€ufigste Anlass fĂŒr Fahrverbote.

Tempo 30, mehr Radverkehr – die Stadt verĂ€ndert sich

Im Stadtgebiet registrierte die Polizei 1.814 UnfĂ€lle, das sind 8,6 Prozent weniger als im Vorjahr (2023: 1.986). Besonders deutlich ist im Stadtgebiet Passau der RĂŒckgang bei den schweren FĂ€llen:

  • VerkehrsunfĂ€lle mit Verletzten gingen um 23,4 Prozent zurĂŒck – von 235 auf 180.
  • Die Zahl der Verletzten sank um 23,2 Prozent - von 293 auf 225.
  • GeschwindigkeitsunfĂ€lle gingen um 33,9 Prozent zurĂŒck – von 56 auf 37.
  • Auch die Zahl der Verkehrstoten halbierte sich: 2024 starben 2 Menschen, im Vorjahr waren es noch 4.

Es zeichnet sich also ab, dass sich das Unfallrisiko in der Stadt Passau deutlich verringert hat – möglicherweise durch die MobilitĂ€tswende: neue Tempo-30-Zonen, der zunehmende Umstieg aufs Fahrrad. Denn mehr Fahrradverkehr bringt nicht nur Konflikte mit sich, er senkt auch das Tempo der Motorisierten. Den Autofahrern wird mehr Aufmerksamkeit und RĂŒcksichtnahme abverlangt.

Auf das Gesamtgebiet Stadt und Land gesehen: Die UnfÀlle mit FahrrÀdern und Pedelecs sanken von 105 auf 97, doch die Folgen bleiben gravierend: 94 Verletzte, darunter 19 Schwerverletzte. Eine Radfahrerin starb.

Auch wenn sich die Mehrheit der FahrradunfĂ€lle im Stadtgebiet ereignet, ist das Verletzungsrisiko auf dem Land höher: Bei 37 RadunfĂ€llen im Landkreis Passau wurden 43 Menschen verletzt – das entspricht 1,16 Verletzten pro Unfall. In der Stadt Passau lag dieser Wert mit 51 Verletzten bei 60 UnfĂ€llen niedriger – bei 0,85 Verletzten pro Unfall. FahrradunfĂ€lle auf Landstraßen bergen ein höheres Verletzungsrisiko – allein wegen der höheren Geschwindigkeiten und oft mangelnden Sichtbarkeit. Die Unfalltragödie mit der getöteten Radfahrerin ereignete sich in der Gemeinde Tiefenbach.

Es gab nur einen offiziell registrierten Schulwegunfall 2024: Ein betrunkener Radfahrer zwang in Neuhaus am Inn, Ortsteil NiederschĂ€rding, einen Schulbus zur Vollbremsung – ein neunjĂ€hriges Kind stĂŒrzte im Bus und verletzte sich leicht.

Rasen bleibt tödlich – und Ablenkung ein Dauerproblem

Als hĂ€ufigste Unfallursachen nennt die Polizei wie im Vorjahr Abstandsfehler, Vorfahrtsmissachtung und ĂŒberhöhte Geschwindigkeit. Immerhin: Die Zahl der GeschwindigkeitsunfĂ€lle sank von 166 auf 138. Dennoch ist Raserei laut Polizei eine der Hauptursachen fĂŒr tödliche UnfĂ€lle – und bleibt im Fokus der VerkehrsĂŒberwachung. Dazu kommt ein Risiko, das in keiner klassischen Statistik auftaucht: Ablenkung am Steuer, etwa durch Mobiltelefone. Auch hier will die Polizei verstĂ€rkt ansetzen – genauso wie bei der AufklĂ€rung gefĂ€hrdeter Gruppen wie Ă€lteren Radfahrerinnen und Radfahrern.

hud